Binghamton Oktoberfest

Es gibt einige Dinge aus Deutschland, die rund um den Globus heiß begehrt sind. Dazu zählen wohl vor allem Technologien und Know-How, zumeist im Automobil- oder zumindest im technischen Bereich. Der Fuhrpark vieler Leute hier, die etwas auf sich halten, besteht aus Mercedes, BMW oder Audi, die Feuermelder in meiner Uni sind von Siemens und in bequemen Adidas-Sneaker geht hier jeder gern vor die Tür. Kulturell sind wir eigentlich alles andere als Exportweltmeister, da sind uns andere Länder wie die USA wohl „meilen“weit (direkt mal wieder ein tolles Beispiel) voraus. Mit einigen wenigen Ausnahmen. Denn vor über 200 Jahren beschloss der damalige bayerische Hochadel, seine Liebe zum eigentlich wichtigsten Grundnahrungsmittel mit einer alljährlichen Sauf-, Schunkel- und Kotzorgie mit Millionen von Besuchern Ausdruck zu verleihen. Dieses monströse Gelage namens Oktoberfest hat sich als Sinnbild deutscher Lebensart virusartig über den gesamten Planeten ausgebreitet und verhalf wohl dem bierbäuchigen Bayer in Lederhosen mit dem Humpen in der Hand zum weltweiten Klischee eines typischen Deutschen. Scheinbar fanden das zahlreiche Leute rund um den Erdball so beeindruckend, dass sie nicht nur jeden Herbst von nah und fern in Scharen in die bayrische Landeshauptstadt strömten, sondern kurzerhand dieses hopfige Stück Lebensgefühl zu sich nach Hause holen wollten. Und so kam es, dass ich hier ein paar tausend Kilometer von zuhause entfernt im New Yorker Hinterland das örtliche Oktoberfest aufsuchen konnte.

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Das hat mit seinem Vorbild in München zwar außer dem Namen nicht sehr viel gemein: Statt Bierbänke in einem riesigen Festzelt gab es Straßenstände und Pavillons, das Bier wurde nicht aus mächtigen Maßkrügen, sondern aus Plastiktassen (kein Witz) getrunken, und was den armen ahnungslosen Besuchern dort als „deutsches“ Essen verkauft wird, ließe jede schwäbische Hausfrau vor Wut die Spätzle zerkochen (Siehe Bild). Jedoch muss man sagen, dass es trotzdem ein fröhlicher Nachmittag mit ein paar der international Students war, den ich dort verlebt habe. Ach, was erzähle ich, natürlich ein feuchtfröhlicher Nachmittag. Das Bier, muss man nämlich ehrlicherweise sagen, ist sogar aus den Plastikbechern ziemlich gut, wenn auch meistens nicht deutsch, wurde das Oktoberfest doch von einer Brauerei aus Cleveland gesponsert (Weiß Gott wieso). Mit einem fröhlichen „Prosit der Gemütlichkeit“ und Maßkrugstemmen kam sogar am Ende trotzdem noch ein bisschen Heimatgefühl auf. Aber nur ein bisschen.

Anbei übrigens noch ein Foto von Marion, ihren Kindern Mary und Homer und Mona, einer Freundin der Familie, die wir neulich anlässlich Marions Geburtstag in Ithaca besuchen gefahren sind. Damit ihr zu den Namen auch mal ein paar Gesichter habt.

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